Angst ist eine emotionale Reaktion an einen Gedanken über eine mögliche Gefahr, unabhängig davon, ob diese Gefahr real oder imaginär ist. Ein Mensch im Angstzustand ist in der Fähigkeit rational zu denken eingeschränkt, je mehr Angst, desto grösser ist die Einschränkung.

Sympathikus und Parasympathikus

Der menschliche Körper wird durch zwei gegensätzlich arbeitende Nervensysteme gesteuert: Parasympathikus und Orthosympathikus, auch ganz einfach Sympathikus genant. Der erste ist für Erholung, Regeneration und Nachdenken und der zweite für Stress und Aktivität zuständig - entweder der eine oder der andere ist aktiv. Im Stresszustand ist irgend eine Gefahrensituation zu meistern und dafür wird die rationale zu Gunsten der emotionalen Denkweise gewechselt. Jetzt ist keine Zeit da um ruhig nachzudenken, jetzt muss schnell und treffsicher gehandelt werden. Der Sympathikus trifft ebenfalls alle nötigen Vorkehrungen um dem Menschen eine sofortige körperliche Aktion zu ermöglichen - Adrenalin, Cortisol und andere Botenstoffe und Enzyme sind ab sofort verfügbar, der Mensch zur höchsten Leistung mobilisiert. In der Natur dauert eine Stresssituation nicht ewig lange, entweder hat der Mensch sich vor dem berühmt-berüchtigten Säbelzahntiger in Sicherheit gebracht, die Stressursache ist weg und er in den Parasympathikus übergehen kann, oder er ist tot. Ganz anders im modernem Leben, der Stress bei der Arbeit oder durch dauerhafte Angst lässt nicht nach, wird nur verdrängt, und ermöglicht dem Menschen nicht in der Ruhephase sich davon zu erholen und vollkommen klar zu denken.

Der Stress durch Angst lässt sich in den allermeisten Fällen vermeiden. Wenn Stress z.B. dadurch verursacht wird, dass man Angst von einer unbekannten Gefahr bekommt, dann ist die Klärung der unbekannten Gefahr meistens ausreichend um keine Angst mehr zu haben. Ist die zuerst unbekannte Gefahr jetzt bekannt, kann man Vorkehrungen treffen um der Gefahr auszuweichen. Dies betrifft eine tatsächliche Gefahr. Es werden aber auch imaginäre Gefahren auf die Wand gemalt.

Angsterzeugung durch Lügen

Es gab bisher nachweisslich jede Menge an Lügen in den Medien. Ein Beispiel davon möchte ich jetzt nennen, weil es an Sprengkraft kaum zu überbieten war: Eine Schauspielstudentin hatte ihr bester Auftritt mit einer Baby-Lüge der USA veranstaltet, die später als einer der Gründe gedient hat Irak anzugreifen. Wenn man also ein Land bombardieren, aber den wahren Grund verheimlichen möchte, dann präpariert man einige Lügen und prompt sind die leichtgläubige Menschen bereit die brutale Aggression zu billigen.

In den sogenannte Qualitätsmedien werden Unmengen an Unwahrheiten verbreitet, die über nicht vorhandene Gefahren berichten. Die alternativen Medien verbreiten Angst ebenfalls, meistens um die Leser vor irgend etwas schützen zu wollen, ohne nachgeprüft zu haben, ob die verbreitete Nachricht überhaupt wahr ist. Oft ist es nicht wahr, verursacht aber bei den Lesern genauso viel Angst, als ob es wahr wäre. Die liebevolle Freundin, die mit bester Absicht eine Angstnachricht verbreitet ohne sie auf Wahrheitsgehalt geprüft zu haben, ist auch ein Beispiel davon. Die negativen Nachrichten verbreiten sich dadurch viel schneller und auch wesentlich weiter, als die positiven, weil Menschen davor Angst haben. Gerade die Angst treibt die Menschen Angsteinflössende Nachrichten stark zu verbreiten. Die Medien wissen das.

Meine Absicht ist nicht die verbreitete Unwahrheiten aufzudecken oder sie zu analysieren, ich möchte die andere Seite beleuchten - was machen diese angsterzeugende Informationen mit den leichtgläubigen Menschen? Die Denkfähigkeit wird eingeschränkt.

Informative Überflutung

Die Menge an Informationen, die ein Mensch an einem Tag aufnehmen und vor allem analysieren kann, ist limitiert, weit strenger als die meisten vermuten. Im Beitrag Der Hippocampus zeige ich den Aufbau unserer Denkzentrale und die Mechanismen wovon die kognitive Denkfähigkeit abhängig ist. Dort werden auch die negativen Auswirkungen gezeigt, wenn die verfügbaren Neuronen verbraucht und wichtige Informationen eintreffen. Wie kann man sich vor den negativen Auswirkungen schützen? Durch Erhöhung der eigener Denkfähigkeit, nicht alles glauben was erzählt wird, auch den vertrauten Quellen nicht, sie können sich selber irren. Prüfen gründlich ob die gerade jetzt ankommende Nachricht wahr ist oder vielleicht doch nicht. Diese Arbeit kann niemandem entnommen werden, wenn bewusstes und unabhängiges Denken angestrebt wird.

Die Flut an nicht relevanten Informationen schränkt ebenfalls Die Denkfähigkeit stark ein. Wenn man nur die Informationen "konsumiert", die direkt nur das eigene Leben gerade jetzt betreffen, wird im Gehirn ausreichend viele Denkkapazitäten für die eigene, wirklich wichtige Angelegenheiten übrig bleiben. Durch Überschreitung der Limitierung läuft man wie ein Zombie durch die Gegend, merkt die tatsächliche Gefahren nicht, aber freut sich alles mögliche zu wissen. Der betroffene wird die eigene, verminderte Denkfähigkeit nicht so schnell merken, seine Liebsten aber schon. Der Kopf soll keine Müllhalde für nicht relevante Informationen sein, sie verbrauchen stark die verfügbaren Neuronen und lassen für die wichtigen Angelegenheiten kein Platz mehr übrig - mentale Hygiene ist die Abhilfe, nur die Informationen aufnehmen, die für das Jetzt nötig sind, alles andere Außen vor lassen. Weniger ist mehr.

Entscheidend ist Verstehen

Herr Albert Einstein soll gesagt haben "Any fool can know. The point is to understand" - es ist nicht entscheidend ob man was weiss, sonder ob man es versteht. Eine Unmenge an widersprüchlichen Informationen führt zur Verwirrung, nicht zur Weisheit. Erst die Fähigkeit die falschen Informationen als Unwahrheiten zu erkennen, die wahren sinnvoll zu ordnen und in Beziehung zu setzen, führt zur Klarheit im Kopf und bildet das mentale Immunsystem. Dafür ist die Fähigkeit notwendig analytisch denken zu können um eine unwahre Information als unwahr zu erkennen.

Diese Fähigkeit lässt sich schulen.